Über das Buch
"Ein heißer Sommertag in Frankfurt. Ein Zirkus ist in der Stadt, verspricht arabische Genüsse. Vier Männerpaare, deren Geschichten sich verflechten, werden in dieser Novelle wie unter dem Mikroskop beobachtet. Ihre Beziehungen sind komplex, verrückt und gar nicht so verschieden von denen der meisten anderen. Sie kämpfen mit Ängsten, Begierden, kämpfen um Liebe, einen sicheren Ort im Leben. Am Abend, wenn alles in Bewegung geraten ist, treffen sich zwei der Akteure zufällig vor dem Zirkus. Wunderbar. Manege frei für etwas Neues.
Zum 70. Geburtstag des Schriftstellers eine Neuauflage seiner anspruchsvollen Erzählung über Verhaltensmodelle.
Dr. Sven Limbeck, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, hat ein Nachwort zu diesem Buch verfasst. 'Ein fein konstruiertes Parallelogramm der textinternen Kommunikation' DIE WELT 'Gelungen' DIE ZEIT 'Dieses Buch ist kein herkömmliches schwules Buch.' BÜCHER-JOURNAL"
Textauszug:
Ich habe mich nach einigem Zögern dazu entschlossen, die Geschichte eines Freundes zu erzählen, habe aus ganz bestimmten Gründen gezögert, die nichts damit zu tun haben, dass die Geschichte Günther Neubergers, so heißt mein Freund, etwa widerwärtig oder kompromittierend wäre. Nein, ganz im Gegenteil, ist sie doch Ausdruck des Ringens um Wahrhaftigkeit, oder im Falle des Friedrich Brendel, der später eine Rolle spielen wird, des Lebens mit einem Konflikt, will aber nicht vorgreifen. Wenn ich gezögert habe, mit der Arbeit zu beginnen, so deshalb, weil ich kein Mann der Sprache bin, sondern Techniker, Elektro-Ingenieur, der sich um Genauigkeit bemühen will, als gelte es den Weg des Stroms nachzeichnen, der die Glühlampe leuchten lässt.
Es handelt sich also um zwei Geschichten und um eine dritte, die sich daraus entwickelt hat. Die Geschichte der Beziehung von Günther und Friedrich, die nun schon einige Jahre besteht. Interessanterweise, wie der Autor und ich finden. Aber von ihr möchte ich nicht erzählen. Sie spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Was mich beschäftigen soll, ist der Zufall, der so unterschiedliche Biographien an einem bestimmten Punkt des Lebens zusammenführt.
Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Körner. Albert Körner. Dreiundfünfzig Jahre alt, geschieden, alleine in einer kleinen Altbauwohnung lebend, die nur einige Straßenzüge von dem Haus entfernt liegt, in dem diese Seiten entstehen. Ich bin mit dem Autor dieser Studie befreundet. Unsere Begegnung war gleichermaßen zufällig wie die von Günther und Friedrich, aber ich frage mich, ob es so viel Zufall geben kann. Der Autor und ich verbrachten die leidenschaftlichsten Wochen, nachdem ich ganz unvorhergesehen (also doch Zufall?) in einem seiner Bücher auftauchte. Ich spielte eine interessante Rolle, das muss ich sagen, hat sie doch mein Leben verändert, ist dafür verantwortlich, dass ich heute von meiner Frau geschieden bin.
»Die kalte Stadt«
Erzählung
Größenwahn Verlag